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StartseiteIn diesem Kapitel lernst du, worum es bei dem Thema "Agile Working" geht und wie diese Arbeitsweise von Juristinnen und Juristen adaptiert werden kann.
Eine Herausforderung der agilen Arbeitsweise besteht darin, dass es für eine effektive Rechtsberatung nicht ausreicht, agile Tools zu nutzen. Vielmehr ist es wichtig zu verstehen, dass agile Tools in eine eigene Welt von Arbeitsprozessen und -strukturen eingebettet sind, die ein bestimmtes Mindset und Verständnis von Zusammenarbeit voraussetzen.
Agile Tools basieren auf dem Prinzip der Kollaboration mit anderen (juristischen) Kolleg:innen und der Gesamtorganisation, in der die Rechtsberatung eingebettet ist. Das ist eine andere Herangehensweise als die Arbeitsaufteilung, die viele Jurist:innen gewohnt sind:
In der agilen Arbeit stehen das Team und das Produkt im Vordergrund. Es muss keine endgültigen Antworten geben und nicht eine Person oder Abteilung gibt eine Lösung vor. Das (vorläufige) Ergebnis wird gemeinsam erarbeitet und verantwortet.
Die entscheidenden Punkte sind: Zusammenarbeit und Kommunikation!
Eine effektive Zusammenarbeit erfordert jedoch von jedem Teammitglied die Offenheit und Fähigkeit, mit Kolleg:innen aus verschiedenen Fachbereichen eng zusammenzuarbeiten - Software-Architekten, Entwicklern, Testern, Marketing-Experten, u.v.m. Je mehr Fähigkeiten ein agiles Team in sich vereint, desto schneller und besser kann es Herausforderungen lösen.
Dafür muss in einem Team auch ein:e Jurist:in in der Lage sein, sich mit eine:r Entwickler:in zu verständigen. Agiles Arbeiten ist Teamsport und das ist im juristischen Bereich nicht überall verbreitet. Pauschal gesprochen sind Jurist:innen in der Regel Einzelkämpfer bei der Problembearbeitung. Zukünftig wird es jedoch nicht ausreichen, die Probleme aufzuzeigen oder verschiedene Lösungsmöglichkeiten zu präsentieren. Auch Jurist:innen übernehmen in der agilen Arbeit die Verantwortung, Herausforderungen mit den anderen Teammitgliedern gemeinsam zu lösen.
Die erste Frage lautet hier in der Regel: Was gibt es von den Teammitgliedern zu lernen? Wenn jemand aus dem nicht-technischen Bereich kommt, welche technischen Fähigkeiten kann er:sie sich aneignen? Je mehr dies beherzigt wird, umso besser wird das Team sich verstehen und je größer ist die Chance, zu schnellen und innovativen Lösungen für komplexe Herausforderungen zu kommen.
Rechtsberatende können damit anfangen, sich in Grundzügen mit Coding (also Programmierung) zu beschäftigen. Hierzu gibt es mindestens einen guten Grund: Menschen können Phänomene dann besser beurteilen und bearbeiten, wenn sie ihr Fundament verstehen.
Ein drastisches Beispiel veranschaulicht dies:
Früher dachten viele Menschen, Blitz und Donner wären eine Strafe Gottes. Deshalb betete man und läutete bei Gewitter oft die Kirchenglocken. Das war besonders kontraproduktiv, da Kirchtürme aufgrund ihrer Höhe häufig vom Blitz getroffen werden. Seit die physikalischen Hintergründe von Blitzeinschlägen erforscht wurden, bauen sie jetzt Blitzableiter.
Und heute sind die Grundlagen von immer mehr Projekten softwarebasiert. Um ungünstige Entscheidungen zu verhindern, ist es gewinnbringend, sich mit den Hintergründen von Software (und Digitalisierung) zu beschäftigen.
Ein weiterer Grund sich mit den Hintergründen zu beschäftigen liegt darin, dass Menschen effektiver zusammenarbeiten können, wenn sie die “gleiche Sprache” sprechen. Das fängt bei agilen Begriffen, wie OKR, Backlog u.v.m. an. Genauso wichtig ist ein Verständnis, wie ein:e Entwickler:in denkt, wenn er:sie an eine Aufgabe herangeht, denn das führt zu weniger Missverständnissen und einer produktiveren Kommunikation.
Diese Eingliederung der juristischen Beratung mit einem offenen, informierten und flexiblen Geist (Agile Legal Mindset) nützt dem gesamten Team.
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Dr. Daniel Halft ist General Counsel @ idealo internet GmbH. Weiterhin ist er Keynote Speaker und Experte für Flexibilität, Digitalisierung & Change, Dozent für Digitale Transformation und Industrie 4.0 beim Bundesverband der Unternehmensjuristen (BUJ) sowie Vorsitzender des Rechtsausschusses des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel (bevh).